Aus der Weltraumforschung in den Unterricht

24. Februar 2005

Neuartiges Kooperationsprojekt begeistert Schüler für Physik

"Schlagen Sie bitte Seite 18 auf" - bei den wenigsten Schülern wird ein Physiklehrer mit dieser Aufforderung positive Spannung oder gar Neugier erzeugen. Denn eine zentrale Frage lassen die meisten Schulbücher offen: "Warum soll ich mich als Schüler überhaupt mit physikalischen Phänomenen wie etwa der Brownschen Molekularbewegung auseinandersetzen?" Genau hier setzt das neuartige Kooperationsprojekt der Klaus Tschira Stiftung gGmbH, der Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen und des Max-Planck-Instituts für Astronomie an. In Zusammenarbeit mit der Aktion "Wissenschaft in die Schulen!", die die Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft schon seit über einem Jahr mit wachsendem Erfolg deutschlandweit durchführt, sollen jetzt praxisnahe Unterrichtsmaterialien speziell die Physik attraktiver machen. Mit didaktisch aufbereiteten Forschungsergebnissen aus erster Hand erhalten die Lehrer neue Möglichkeiten, ihren Schülern die Faszination und Bedeutung der Physik zu vermitteln.

Die Idee: Die Wissenschaft wird anschaulich und greifbar, wenn das Phänomen zunächst im Vordergrund steht und Theorien davon abgeleitet werden. Und wie sieht es mit der Umsetzung aus? Seit Beginn dieses Jahres wählt Dr. Olaf Fischer, Astronom, Physiker und erfahrener Didaktiker zusammen mit der Redaktion der Zeitschrift Sterne und Weltraum (SuW), die monatlich im Max-Planck-Institut für Astronomie entsteht und in der Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft erscheint, geeignete Artikel aus. Das Heft bietet reichlich Stoff, um den Schülern die verschiedensten physikalischen Gesetzmäßigkeiten näherzubringen, ohne dabei den Bezug zur Praxis aus den Augen zu verlieren. Im Mittelpunkt des Interesses stehen für Dr. Fischer die Motivation der Schüler und der Anwendungsbezug der einzelnen Themen.

Welcher Energiebetrag müsste dem "Raumschiff Erde" zugeführt werden, damit dieses das Sonnensystem verlassen könnte? Analogien und Experimentiervorschläge sollen die Sprache der Wissenschaft in die Sprache der Schüler übersetzen. Dr. Fischer will sie mit Vertrautem packen, um ihre Aufmerksamkeit dann - beim Transfer ins Abstrakte - nicht zu verlieren. Um dieses Ziel zu erreichen, entwickelt der ehemalige Lehrer zu den ausgewählten Artikeln ansprechende Unterrichtsmaterialien, die er regelmäßig an der Landesakademie für Lehrerfortbildung in Donaueschingen und in monatlichen Unterrichtsstunden an einer Stützpunktschule (dem Helmholtz-Gymnasium in Heidelberg) erprobt, anschließend überarbeitet und optimiert. So entstehen Unterlagen, die speziell auf die Bedürfnisse der Lehrer und Schüler abgestimmt sind. Ab März werden sie für jeden interessierten Lehrer übersichtlich und kompakt im Internet unter www.wissenschaft-schulen.de kostenfrei verfügbar sein, auf einer Homepage, die sich nach und nach zu einer umfangreichen Lehr-Bibliothek entwickeln soll.

Das Ziel des Projekts ist weitsichtig: Zwischen Wissenschaft und Schule soll eine tragfähige Brücke entstehen. Auf diese Weise kann der Nachwuchs fundierter ausgebildet werden, um die technische Innovation in Deutschland auf Dauer voranzutreiben. Angesichts der im September letzten Jahres veröffentlichten Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) betonte Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn, dass Bildung die beste Versicherung gegen Arbeitslosigkeit und daher für die Volkswirtschaft entscheidend sei. Dies zeigten alle bisher veröffentlichten Studien. Das Thema "Gute Ausbildung" geht also alle an.

Neben der Nutzung der Materialien im Internet besteht für Lehrer und Schüler die Möglichkeit, zunächst für ein Jahr kostenlose Klassensätze der Zeitschrift "Sterne und Weltraum" zu erhalten. Interessierte Lehrer werden gebeten, diesen Wunsch unter wis@wissenschaft-schulen.de bei der Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft anzumelden. Der Verlag wird dann gemeinsam mit den Lehrern einen Sponsor suchen, der die Hälfte der Kosten für das Jahresabonnement übernimmt. Die andere Hälfte trägt der Verlag selbst. Über 7000 Schüler haben sich schon für "Wissenschaft in die Schulen!" angemeldet, deshalb bittet der Verlag Unternehmen, die eine Klasse unterstützen möchten, freundlicherweise über dieselbe Adresse mit ihm Kontakt aufzunehmen.

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