Otto Hahn Medaille für Surhud More

18. Juni 2010

Dr. Surhud More ist einer der Empfänger der diesjährigen Otto-Hahn-Medaillen. Er wird für seine Forschung zu Halos aus Dunkler Materie geehrt, die Galaxien umgeben – Forschung, die er während seiner Doktorarbeit am Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA) in Heidelberg durchgeführt hat. Die Otto-Hahn-Medaille wird jedes Jahr von der Max-Planck-Gesellschaft an herausragende Nachwuchswissenschaftler verliehen.

Hintergrundinformationen

Dunkle Materie ist eines der großen Rätsel der Astrophysik. Sie gilt als häufigste Materieform im Universum und spielt für die Entstehung und Entwicklung von Galaxien und von übergeordneten kosmischen Strukturen wie Galaxienhaufen eine entscheidende Rolle. Da dunkle Materie Licht weder aussendet noch absorbiert – diesem Umstand verdankt sie ihren Namen –, ist über die genauen Eigenschaften dieser Materieform bislang nur wenig bekannt. Den gängigen Modellen zufolge sollte sich dunkle Materie in und um Galaxien in der Form gewaltiger Wolken sammeln, die »Halos« genannt werden. Im Rahmen seiner Doktorarbeit entwickelte Surhud More eine neue Methode, um die Massen solcher Halos zu bestimmen.

Eine Reihe von Galaxien werden von deutlich kleineren Miniaturgalaxien umkreist, so genannten Satellitengalaxien. Die neue Methode von More nutzt aus, dass die Schwerkraft des Halos die Bewegung solcher Satellitengalaxien beeinflusst. More wandte seine Methode auf diejenigen Galaxien an, die in den Katalogen des Sloan Digital Sky Survey (einer aufwändigen Himmelsdurchmusterung) erfasst sind, und es gelang ihm, einen allgemein gültigen Zusammenhang zwischen Gesamtmasse der Sterne einer Galaxie und der in ihrem Halo enthaltenen Masse abzuleiten. Diese Beziehung ist statistischer Natur – sie gilt im Mittel für alle Galaxien, doch eine einzelne Galaxie wird in zufälliger Weise ein wenig von dieser Beziehung abweichen. More gelang es, ein Maß für diese Abweichung (oder »Streuung«) zu bestimmen – ein wichtiges neues Ergebnis, das den Forschern zeigt, welche Rolle der Zufall bei der Entstehung von Galaxien spielt.

Surhud More kam als Student der International Max Planck Research School (IMPRS) on Astronomy and Cosmological Physics nach Deutschland. Da er zunächst nur wenig Deutsch sprach und zwar großes Interesse an der Astronomie besaß, der Schwerpunkt seiner Ausbildung allerdings bei der technischen Physik gelegen hatte, erwies sich die IMPRS als ideales Umfeld: Die Arbeitssprache der Schule ist Englisch, und sie bietet ihren Studenten eine umfangreiche Ausbildung in Astrophysik, mit der More die Grundlagen für seine erfolgreiche Forschung legen konnte. More begann Mitte 2006 mit seiner Doktorarbeit in der Abteilung »Galaxien und Kosmologie« des MPIA, betreut von Dr. Frank van den Bosch. Im Juli 2009 wurde er mit der höchstmöglichen Note, »summa cum laude« promoviert. Er arbeitet derzeit als Nachwuchsforscher am Kavli-Institut für kosmologische Physik an der Universität Chicago.

Seit 1978 hat die Max-Planck-Gesellschaft jedes Jahr bis zu 40 junge Wissenschaftler und Forscher mit der Otto-Hahn-Medaille geehrt, die nach dem deutschen Chemiker, Nobelpreisträger und ehemaligen Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft benannt ist. More und die anderen diesjährigen Empfänger haben ihre Medaillen im Rahmen der Jahresversammlung der Max-Planck-Gesellschaft in Hannover am 16. Juni 2010 in Empfang genommen.

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Hintergrundinformationen

Die International Max Planck Research School for Astronomy and Cosmic Physics an der Universität Heidelberg (wörtlich die »Internationale Max-Planck-Forschungsschule für Astronomie und für kosmische Physik«, abgekürzt IMPRS-HD) wurde 2004 als Kooperationsprojekt zwischen der Max-Planck-Gesellschaft und der Universität Heidelberg eingerichtet und nahm 2005 ihre akademische Arbeit auf. Die Schule bietet ein systematisches Promotionsprogramm, in dem die teilnehmenden Studenten eine umfassende Ausbildung in der Astrophysik erhalten und ein breites Spektrum an nützlichen Fähigkeiten erwerben, die sie auf eine akademische oder Forscherkarriere, aber auch auf andere Karrierewege vorbereiten. Die Arbeitssprache der Schule ist Englisch, so dass auch Teilnehmer, die des deutschen nicht mächtig sind, ohne Einschränkung an den Veranstaltungen teilnehmen können.

Auf jeden der verfügbaren Plätze der IMPRS kommen im Schnitt 7 Bewerber; Ziel der IMPRS-HD ist es dabei, möglichst viele herausragende internationale Studenten anzuziehen. Derzeit kommen rund 70% der 80 IMPRS-HD-Studenten aus dem Ausland. Ein Drittel der Studenten sind Frauen. Bis dato haben 30 Doktoranden den IMPRS-HD-Kurs erfolgreich abgeschlossen.

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