Ausbildung zum Feinwerkmechaniker am Max-Planck-Institut für Astronomie

Als ich in einem Praktikum den Gefallen an einem Metallberuf für mich entdeckt habe, habe ich mich für eine Ausbildung in einem Metallberuf entschieden. Meine Erwartungen waren ganz klar: ich wollte die verschiedenen Bearbeitungsmöglichkeiten von Metallen und anderen Werkstoffen kennenlernen.

Zu Beginn meiner Ausbildung habe ich verschiedene Handfertigkeiten gelernt. Als diese abgeschlossen waren, habe ich das erste Mal an Fräs- und Drehmaschinen gearbeitet. Meine Bedenken waren, dass ich dem zeitlichen Ablauf der Übungen vielleicht nicht gerecht werden könnte und überfordert würde. Allerdings durfte ich in meinem eigenen Arbeitstempo lernen. Bei Komplikationen und Fragen standen mir mein Ausbilder und dessen Stellvertreter jederzeit zur Verfügung. Durch eine überschaubare Anzahl an Azubis ist es unserem Ausbilder möglich, sich viel Zeit für jeden einzelnen zu nehmen und genau auf dessen Fragen und Probleme einzugehen. Das gab mir ein sehr gutes Gefühl, und ich fühlte mich bei der Arbeit sehr wohl. In einem halbjährlichen Bewertungsgespräch bekommen wir Feedback zu unserer Leistung. Wir können auch unserem Ausbilder ein Feedback geben, welches er versucht umzusetzen. Generell ist die Werkstatt mitarbeitermäßig sehr überschaubar. Das führt zu einem guten Verhältnis zu allen Azubis und Gesellen und dementsprechend zu einer tollen Atmosphäre. Nicht nur die Leistungen spielen bei der Auswahl der neuen Azubis eine Rolle, sondern auch die persönlichen Eigenschaften. Bei einem Probearbeitstag arbeiten sowohl unser Ausbilder als auch wir Azubis mit den neuen möglichen Azubis zusammen. So können sowohl unser Ausbilder als auch wir Azubis uns einen Eindruck von der Person machen und schauen, ob diese in die Gruppe der Azubis passt. Die Meinung von uns Azubis ist unserem Ausbilder dementsprechend wichtig, und das wird dann in der Auswahl der neuen Azubis berücksichtigt. Dies führt dazu, dass unter den Azubis stets eine gute Atmosphäre herrscht und sich alle gut verstehen.

Ich hatte Zeit und Möglichkeit mit den verschiedensten Werkstoffen und Werkzeugen zu arbeiten. Ich habe auch die verschiedensten Bearbeitungsarten kennengelernt, egal ob diese häufig oder weniger häufig angewandt werden. Es war sehr interessant die verschiedenen Möglichkeiten auszuprobieren. Auch viele verschiedene Spannmöglichkeiten und Anfahrmethoden durfte ich kennenlernen. Ich hatte auch das Glück, viele qualitativ hochwertige Werkzeuge nutzen zu dürfen. Die Werkstatt ist sehr gut ausgestattet, wodurch die ganzen verschiedenen Methoden erst möglich wurden.

Zur Übung wurden nicht irgendwelche plumpen Werkstücke gefertigt, sondern all die Übungen, Methoden und Möglichkeiten wurden an Werkstücken angewandt, die letztendlich zu einem schönen Objekt wurden, das man auch Privat zur Anschauung oder Nutzung verwenden konnte. Von Fernsehtürmen über Nussknacker bis hin zu den verschiedensten funktionierenden Motoren war alles dabei. Sehr schön war es auch, dass wir Azubis uns selbst in die Übungen und in die Ausbildung einbringen durften. Wir konnten eigene Ideen einbringen und die Werkstücke selbst modifizieren, egal ob aus optischen Gründen oder zur Verbesserung der Funktion. Auch diesbezüglich hatten wir sehr viele Möglichkeiten. Zur Veränderung der Optik z.B. das Eloxieren, Brünieren, Sandstrahlen, Polieren, uvm. Einige dieser Methoden gehören nicht zum Lehrplan, wie z.B. das Eloxieren. Da wir allerdings über eine Eloxalanlage verfügen, haben wir die Möglichkeit diese zu nutzen und auch diese Erfahrung zu machen.

Auch ist es möglich ein eigenes Projekt auf die Beine zu stellen. Wenn man eine Idee hat, kann man sich Gedanken darüber machen, ob und wie es realisierbar ist. Von der Idee, über die Planung und Zeichnung der Einzelteile bis zu Fertigung ist uns alles selbst überlassen. Dabei ist es egal, um was es sich handelt. Ein eigener, selbst konstruierter Fernsehturm, ein Tischkicker oder selbst eine funktionierende Drehmaschine sind möglich. Das ganze lockert die Ausbildung sehr auf. Man wird nicht als "günstige" Arbeitskraft angesehen, sondern man kann in seinem eigenen Tempo den Beruf erlernen. Durch die Freiheiten, die uns unser Ausbilder gibt, hat mir die Ausbildung sehr viel Spaß gemacht und diese Freiheit macht jede Ausbildung individuell.

Ebenfalls sehr schön sind die Projekte, die unser Ausbilder ins Leben ruft. Unser Ausbilder versucht immer wieder neue Ideen und Projekte in die Ausbildung einzubringen. Zum Beispiel eine "Projekt-Woche". Diese Woche findet ca. 2-3 Mal im Jahr statt. In dieser Woche bekommt jeweils das höchste Lehrjahr die Leitung der Ausbildung. Wir bekommen dann ein Projekt, welches wir in dieser Woche alle zusammen fertigen. Dabei hält sich unser Ausbilder im Hintergrund, und wir Azubis arbeiten als Team zusammen und helfen uns gegenseitig bei Problemen.

Auch das Thema "CNC" wird bei uns in der Ausbildung großgeschrieben. Wir Azubis haben die Möglichkeit, an vielen verschiedenen CNC-Fräs- und Drehmaschinen zu arbeiten. Im Vergleich zu anderen Ausbildungsstätten können wir sehr häufig und selbstständig an diesen Maschinen arbeiten. Da diese Technologie die Zukunft unseres Lehrberufes ist, bin ich froh diese Technik so viel wie möglich nutzen zu können. Auch hierzu hat unser Ausbilder ein Projekt gestartet. Das CN´C´oncept ist ein Projekt, welches überwiegend CNC-Maschinen zur Fertigung einsetzt. Das erste Projekt waren Fernsehtürme. In meinem Fall durfte ich den "Zizkov Televison Tower" aus Prag bauen. Dieser sollte einen Maßstab von 1:1404 haben. Dementsprechend mussten alle Maße selbst recherchiert werden und in diesen Maßstab umgerechnet werden. Man musste sich Gedanken über den Zusammenbau machen, und dann wurden Zeichnungen und schlussendlich alle Teile gefertigt.

Aber nicht nur das Arbeiten an Maschinen und mit den verschiedenen Werkstoffen ist Teil der Ausbildung. Auch werden Studienfahrten getätigt. Dort gehen alle Azubis, unser Ausbilder und dessen Stellvertreter mit. Die Studienfahrten gehen auch gerne mal etwas weiter weg, auch mit Übernachtungen. Bei diesen Studienfahrten besuchen wir verschiedene Orte, die für unseren Beruf interessant sind. Die letzte Studienfahrt ging nach Essen. Dort haben wir eine alte "Kokerei" besucht und uns die Herstellung von Koks genauer angeschaut. Am nächsten Tag haben wir uns die Herstellung von Aluminium bei "Trimet" angeschaut. Es war sehr interessant das zu sehen, vor allem wenn man tagtäglich mit diesem Werkstoff arbeitet. Ich finde diese Studienfahrten sehr toll. Sie schweißen das Team weiter zusammen und man lernt mehr über den Beruf als in der bloßen Ausbildung an sich.

Jetzt gehe ich in großen Schritten auf die letzte Abschlussprüfung zu. In nicht mal mehr einem Jahr ist meine Ausbildung voraussichtlich beendet. Mir bleibt nur zu sagen, dass ich diese Zeit sehr genossen habe. Ich hatte sehr viel Spaß und habe den Beruf in all seinen Fassetten kennengelernt. Ich würde die Ausbildung jederzeit wiederholen, und kann sie jedem nur ans Herz legen, wenn man sich für den Beruf des Feinwerkmechanikers interessiert.

Mai 2017

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