Richard Anderson mit ERC Starting Grant im Umfang von 1,84 Mio. Euro ausgezeichnet

3. September 2020
Richard Anderson, derzeit Postdoc-Forschungsstipendiat an der Europäischen Südsternwarte (ESO), wurde im Rahmen eines ERC Starting Grant-Programms mit 1,84 Millionen EURO ausgezeichnet. Im Februar 2021 wird er am MPIA als Gruppenleiter in der "Abteilung Galaxien und Kosmologie" seine Arbeit aufnehmen.  Die ERC-Gruppe, die aus Anderson als Gruppenleiter, einem Postdoktoranden und zwei Doktoranden bestehen soll, wird sich auf hochpräzise Messungen der gegenwärtigen Expansionsrate des Universums konzentrieren.

Richard Andersons Projekt "H1PStars" hat eine auf 1% genaue Messung der gegenwärtigen Expansionsrate (H0) des Universums zum Ziel, indem die Präzision und Genauigkeit von Entfernungsmessungen zu pulsierenden Sternen verbessert werden soll. Solche Messungen werden  dringend benötigt, um das Rätsel zu lösen, ob aktuellen kosmologischen Modellen ein fundamentaler physikalischer Bestandteil fehlt oder ob einige versteckte Messfehler die Ursache mancher Verständnisschwierigkeiten sind.

Pulsierende Sterne, insbesondere die klassischen Cepheiden, kalibrieren die absolute Länge der sogenannten kosmischen „Entfernungsleiter“, die von den besten H0-Messungen im heutigen Universum geliefert wird.  Das grundlegende Messprinzip basiert auf so genannten Standardkerzen. Wenn wir in weit entfernten Galaxien Objekte mit bekannter Helligkeit finden, können wir Rückschlüsse auf die Entfernung ziehen, indem wir ihre scheinbare Helligkeit - wie hell sie uns also aufgrund der Entfernung erscheinen - mit ihrer bekannten tatsächlichen Helligkeit vergleichen. Cepheiden sind solche nützlichen Standardkerzen, da die Länge ihrer Periode zwischen maximaler und minimaler Helligkeit uns ihre absolute Helligkeit im Maximum verrät.

Da Cepheiden die Unsicherheit der Abstandsleiter dominieren, wird ihre Untersuchung den größten Gewinn an Genauigkeit  emöglichen. Gleichzeitig muss noch viel über die Astrophysik dieser Sterne gelernt werden, um die Präzision derartiger kosmologischer Messungen zu verbessern. Im Verlauf des Projekts wird das H1PStars-Team sehr vielfältige Beobachtungsdaten verwenden - unter anderem solche vom Hubble-Weltraumteleskop oder der Gaia-Mission der ESA, sowie große Mengen spektroskopischer Zeitreihenbeobachtungen pulsierender Sterne.

"Als jemand mit einem Hintergrund in der Physik der Sterne möchte ich sicherstellen, dass wir alles, was wir über pulsierende Sterne wissen, nutzen, um einen Fehler in der Kosmologie zu vermeiden. Aber wäre es nicht viel aufregender, wenn wir herausfinden würden, dass es etwas völlig Neues über die Grundlagen der Physik und die Entwicklung des Universums zu lernen gäbe? So oder so, wir werden in jedem Fall viel über Sterne und das Universum lernen!“

Richard Anderson hat in Deutschland und Schweden Physik studiert und 2009 in Deutschland an der Universität Göttingen mit einem Diplom in Physik abgeschlossen. Seine Promotion absolvierte er an der Universität Genf in der Schweiz unter der Leitung von Laurent Eyer und Nami Mowlavi. Als Postdoc-Stipendiat des Schweizerischen Nationalfonds wechselte Anderson an die Johns Hopkins University in Baltimore, MD, USA, um mit Adam Riess zu arbeiten. Im Jahr 2017 kam er als Postdoc-Forschungsstipendiat an die Europäische Südsternwarte am Hauptsitz in Garching bei München.
Richard Anderson wird ab Februar 2021 als Gruppenleiter in der Abteilung Galaxien und Kosmologie von Hans-Walter Rix arbeiten.

Der Europäische Forschungsrat stellt im Rahmen der ERC-Frontier Research Grants verschiedene Förderprogramme zur Verfügung. Erfolgreiche Grant-Anträge müssen den bahnbrechenden Charakter und den Ehrgeiz der Projekte sowie die Exzellenz der Forscher unter Beweis stellen.

Pressemitteilung des European Research Councils:
https://erc.europa.eu/news/StG-recipients-2020

RA/KJ

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