300 Astronomen aus aller Welt diskutieren in Heidelberg über Sternenstaub

5. September 2008

In der Heidelberger Stadthalle wird vom 8. bis 12. September die Konferenz »Cosmic Dust – Near and Far 2008« stattfinden. Dabei wird es um die Entstehung von Sternen und Planeten gehen, aber auch um die Eigenschaften ferner Quasare, die kurz nach dem Urknall am »Rand des Universums« aufleuchteten. Und es wird erstmals umfassend über die Ergebnisse der STARDUST-Mission berichtet.

Zum Herunterladen

Ziel dieses großen Treffens ist eine umfassende Bestandsaufnahme unseres aktuellen Wissens über die Staubteilchen (die ersten Festkörper im Kosmos), die bei physikalischen und chemischen Prozessen in den unterschiedlichsten astrophysikalischen Umgebungen eine Schlüsselrolle spielen. Staubteilchen sind von großer Bedeutung bei der Entstehung von Sternen und Planeten in unserer kosmischen Nachbarschaft, ebenso wie bei den großräumigen Prozessen, die beim Zusammenstoß ganzer Galaxien und ihrer Vereinigung zu neuen Sternystemen ablaufen. In den entferntesten Quasaren, die wir beobachten, wie sie kurz nach dem Urknall aufleuchten, geben bereits große Staubmengen ihre infrarote Wärmestrahlung ab. Und ganz in unserer kosmischen Nähe, in den Schweifen der Kometen, die aus dem äußeren Sonnensystem bis in die Umgebung der Erde gelangen, hat die Raumsonde STARDUST der NASA während ihrer erfolgreichen Mission (1999 – 2006) den Kometen Wild-2 eine Weile auf seiner Bahn um die Sonne begleitet, seine Staubteilchen, die er ständig verliert, eingesammelt und sie zur Untersuchung im Labor auf die Erde zurückgebracht. Über die Ergebnisse dieser Mission wird auf der Hei-delberger Tagung erstmals umfassend berichtet.

Die Tagung ist nicht die erste ihrer Art. Die Reihe »Cosmic Dust – Near and Far« wurde 1972 in Albany/USA eröffnet, als die Infrarot-Astronomie, welche die umfassende Erforschung des kosmischen Staubes erst ermöglicht, sich noch in ihren Anfängen befand; seither wird die Reihe etwa alle fünf Jahre fortgesetzt. Die diesjährige Tagung in Heidelberg wird vom Max-Planck-Institut für Astronomie unter der Leitung von Prof. Thomas Henning veranstaltet.

Diesmal wird das Interesse der Astronomen auf die Ergebnisse der SPITZER-Mission gerichtet sein. Dieser große amerikanische Infrarot-Satellit, an dessen Beobachtungsprogramm die Heidelberger Astronomen aktiv beteiligt sind, hat mit seinen Infrarotbildern und Spektren eine Fülle neuer Einsichten gebracht, zum Beispiel in die Prozesse, die bei der Entstehung von Planeten in zirkumstellaren Scheiben um junge Sterne ablaufen: Auf den Staubteilchen in diesen Scheiben sammeln sich die Gasatome aus der Umgebung und haben Gelegenheit, bereits komplexe Moleküle zu bilden. Solche Prozesse sind entscheidend für die weitere Entwicklung der Planeten. Die Astronomen beobachten sie nicht nur im Weltraum – sie untersuchen sie auch vor Ort in ihren astrophysikalischen Labors.

Die SPITZER-Mission wird im April 2009 zu Ende gehen. Das nächste Weltraumobservatorium ist aber bereits startbereit: Die europäische Mission HERSCHEL, ein Teleskop, fast doppelt so groß wie das sagenhafte HUBBLE Space Telescope, wird im Februar 2009 starten und die kalten, staubigen Objekte des Universums erstmals mit hoher Bildschärfe im Infraroten abbilden können. An der Entwicklung der Instrumente für HERSCHEL (und später an der Nutzung des Weltraumobservatoriums) sind die Heidelberger Astronomen maßgeblich beteiligt.

Öffentlicher Abendvortrag
Prof. Dr. Elmar Jessberger, Universität Münster (vormals Heidelberg):
»Die Außerirdischen – Staubteilchen erzählen Geschichten«
Donnerstag, 11. September, 20 Uhr
Aula der Universität

Prof. Elmar Jessberger, vormals Max-Planck-Institut für Kernphysik (Heidelberg), jetzt Universität Münster, wird über das Thema: »Die Außerirdischen – Staubteilchen erzählen Geschichten« sprechen. Er wird zeigen, wie die astrophysikalischen Beobachtungen der kosmischen Objekte mit den Analysen eingefangener Staubteilschen im Labor zusammenspielen, um den Lebensweg der Staubteilchen und ihre Rolle im kosmischen Kreislauf zu entschlüsseln.


Zum Herunterladen

[Zurück nach oben]

Zur Redakteursansicht