Erstes Licht für GRAVITY!
Zu den größten Herausforderungen der beobachtenden Astronomie zählt, möglichst viele Details der extrem weit entfernten Objekte im Kosmos sichtbar zu machen. Die maximal mögliche Auflösung eines Teleskops hängt jedoch vom Durchmesser seiner Optik ab, der selbst bei den größten Spiegelteleskopen der Welt derzeit auf etwa 10 Meter begrenzt ist. Es gibt jedoch einen Trick, diese Grenze zu überwinden: vereint man das Licht mehrerer Teleskope in einem – allerdings äußerst komplizierten – Verfahren (der Interferometrie), kann man eine Auflösung erzielen, die durch die Abstände der Einzelteleskope voneinander bestimmt ist. Damit ist es am ESO-Observatorium auf dem Paranal in Chile möglich, durch Kombination der vier 8m-Hauptteleskope und weiteren vier kleineren 1.8m-Zusatzteleskopen ein virtuelles Teleskop von bis zu 200 Metern Durchmesser zu simulieren. Das berühmte Very Large Telescope (VLT) verwandelt sich damit zum VLT-Interferometer (VLTI).
Mit GRAVITY gelang nun in einem ersten Test die Bündelung des infraroten Lichts der vier Zusatzteleskope. Im Laufe des Jahres soll dann auch erstmals der Betrieb mit den großen Teleskopen erfolgen.
Vorraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung dieses Verfahrens in der finalen Ausbaustufe - also bei höchster Empfindlichkeit und Auflösung - ist jedoch das Überwinden einer bedeutenden Hürde, welche normalerweise die theoretisch mögliche Leistung eines Teleskops drastisch einschränkt: die Verschmierung des Sternenlichts durch die unruhige Erdatmosphäre. Genau auf die Lösung dieses fundamentalen Problems konzentriert sich der Projektanteil des MPIA.
„Der Hauptbeitrag des MPIA zu GRAVITY sind vier Systeme zur sogenannten Adaptiven Optik. Im Laufe des Jahres 2016 sollen die vier 8m-Teleskope des VLT mit Wellenfrontsensoren ausgestattet werden, die das infrarote Lichts einzelner Sterne analysieren und so die atmosphärische Bildverschmierung korrigieren können“, sagt Dr. Wolfgang Brandner vom MPIA, Co-I des Projekts. „Die bessere Konzentration des Lichtes wird dann zu einer deutlichen Steigerung der Empfindlichkeit des Instrumentes führen“.
Bereits bei den Testbeobachtungen gelang mit GRAVITY Dank der hohen Auflösung eine Entdeckung – nämlich dass einer der bekannten Sterne im Zentrum des Orionnebels in Wirklichkeit ein Doppelstern ist.
Einzelheiten zu dieser Entdeckung und zu den Herausforderungen bei der Beobachtung mit GRAVITY entnehmen Sie bitte der Pressemitteilung der ESO unter
https://www.eso.org/public/germany/news/eso1601/?lang
Das GRAVITY-Konsortium steht unter der Leitung des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik in Garching.
Weitere Partner-Institute sind:
LESIA, Observatoire de Paris, PSL Research University, CNRS, Sorbonne Universités, UPMC Univ. Paris 06, Univ. Paris Diderot, Sorbonne Paris Cité, Meudon, Frankreich
Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA) in Heidelberg
Physikalisches Institut der Universität Köln
IPAG, Université Grenoble Alpes/CNRS, Frankreich
Centro Multidisciplinar de Astrofísica, CENTRA (SIM), Lissabon und Porto, Portugal
ESO Garching