Jede Menge Südhimmel-Spektren: das 4MOST-Konsortium stellt der astronomischen Gemeinschaft seinen Spektrografen vor

6. März 2019

Mit der Veröffentlichung von 13 „White Papers" hat das 4MOST-Konsortium sein einzigartiges Untersuchungsinstrument der wissenschaftlichen Gemeinschaft vorgestellt. Der 4MOST-Spektrograf wird 2022 am VISTA-Teleskop der ESO am Paranal-Observatorium in Chile installiert werden. Die Publikationen beschreiben sowohl die Leistungsfähigkeit des Instruments als auch die zehn Durchmusterungsprogramme, die bereits ausgearbeitet sind.

Das 4-Meter „Multi-Object Spectroscopic Telescope“ (4MOST) soll 2022 den wissenschaftlichen Betrieb am Paranal-Observatorium in Chile aufnehmen. 4MOST wird an das VISTA-Teleskop der ESO montiert werden. Das Instrument wird ein besonders großes Bildfeld von 4,2 Quadratgrad bieten, entsprechend der zwanzigfachen Größe der Vollmondfläche am Nachthimmel. 4MOST wird jede Nacht 2400 Spektren von astronomischen Objekten aufnehmen. Für jedes davon wird eine Glasfaser mit hoher Genauigkeit an der richtigen Stelle innerhalb der Fokalebene des Teleskops positioniert. So können zahlreiche Beobachtungsziele gleichzeitig untersucht werden, was 4MOST zu einem besonders effizienten und vielseitigen Instrument macht. Insgesamt wird erwartet, dass 4MOST in seinem ersten Fünfjahreszeitraum mehrere zehn Millionen Spektren aufnehmen wird.

Eine einzigartige Gelegenheit

Beobachtungsprogramme für zehn Durchmusterungen zu ganz unterschiedlichen astronomischen Objektklassen – von extrem weit entfernten Quasaren bis hin zu Sternen in unserer eigenen Milchstraße – haben die Forscher des 4MOST-Konsortiums bereits erarbeitet. Aber ab diesem Sommer haben auch Astronomen, die nicht dem Konsortium angehören, die Möglichkeit, Beobachtungsanträge zu stellen. 4MOSTs leitender Projektwissenschaftler Roelof de Jong (Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam, AIP) sagt: "Dies wird eine einzigartige Gelegenheit für die astronomische Gemeinschaft sein, 4MOST-Beobachtungszeit für die ersten fünf Betriebsjahre zu beantragen“.

Um diese Gelegenheit nutzen zu können, müssen die Astronomen jedoch die spezifische Leistungsfähigkeit von 4MOST kennen – und da jede Durchmusterung neue Erkenntnisse liefern soll, müssen sie außerdem wissen, was bereits an Durchmusterungen geplant ist. Deshalb hat das 4MOST-Konsortium jetzt eine Reihe von 13 Artikeln in der ESO-eigenen Publikation "The Messenger" veröffentlicht, die der astronomischen Gemeinschaft alle Informationen liefert, die sie benötigt, um diese einzigartige Gelegenheit nutzen zu können.

Gemeinschaftswerk

Gebaut wird das Instrument derzeit von einem Konsortium aus 15 verschiedenen Instituten in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Schweden, der Schweiz, Australien und den Niederlanden, unter der Leitung des AIP. Insgesamt sind rund 330 Wissenschaftlern und Ingenieuren an der Entwicklung des Instruments beteiligt. Das Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA) wird die Steuerungselektronik des Instruments zur Verfügung stellen; außerdem ist die MPIA-Forscherin Maria Bergemann Co-Leiterin einer hochaufgelösten Durchmusterung, die Sterne in der Scheibe und in der zentralen Verdickung unserer Milchstraße („Bulge“) untersuchen wird. Anhand der Ergebnisse hoffen die Forscher, die Entstehungsgeschichte unserer Heimatgalaxie besser zu verstehen.

Weitere Durchmusterungen innerhalb unserer Milchstraße werden von Astronomen des Zentrums für Astronomie (ZAH) der Universität Heidelberg im Rahmen des Sonderforschungsbereichs SFB 881 "Das Milchstraßensystem" durchgeführt, zu dem auch das MPIA gehört.

4MOST setzt außerdem Akzente für Open Science: Alle bei den Durchmusterungen gewonnenen Daten werden öffentlich zugänglich gemacht und werden dann im wissenschaftlichen Archiv der ESO zum Download bereitstehen.

Hintergrundinformationen

4MOST ist ein internationales Konsortium bestehend aus dem Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP), dem Australian Astronomical Optics (AAO), dem Centre de Recherche Astrophysique de Lyon (CRAL), der École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL), die Europäische Südsternwarte (ESO), der Lunds Universitet (LU) und der Lund Sternwarte, dem Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA) in Heidelberg, dem Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE) in Garching, der Nederlandes Onderzoekschool voor Astronomie (NOVA), dem Kapteyn Astronomical Institute an der Rijksuniversiteit Groningen (RuG), dem Institute for Astronomy (IoA) der University of Cambridge, der Hamburger Sternwarte der Universität Hamburg (UHH), dem Zentrum für Astronomie (ZAH) der Universität Heidelberg, dem International Centre for Radio Astronomy Research (ICRAR) der University of Western Australia und dem Department of Physics and Astronomy der Uppsala Universitet (UU). 

Zur Redakteursansicht