Guido Münch (1921 – 2020)

4. Mai 2020
Mit großer Trauer geben wir den Tod von Guido Münch bekannt, der am 29. April 2020 in Pasadena, Kalifornien, verstorben ist. Guido Münch war zwischen 1977 und 1989 Direktor am Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA) und Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft (MPG).

Guido Münch wurde am 9. Juni 1921 in San Cristobal de las Casas in Mexiko als ältestes von drei Kindern von August Münch und Maria Paniagua geboren. Guido wuchs in San Cristobal auf und trat 1938 im Alter von 17 Jahren in die Bauingenieurschule an der Universität von Mexiko-Stadt ein. Er erhielt 1939 seinen Bachelor of Science und wechselte im dritten Studienjahr zur Mathematik.

Seine erste Begegnung mit professionellen Astronomen, darunter mehrere führende Persönlichkeiten aus den USA, hatte Guido während der Einweihung des Observtorio de Tonanzintla im Jahr 1942. Nur wenige Monate später, als Otto Struve einen Assistenz-Beobachter am McDonald-Observatorium suchte, bewarb sich Guido und zog am 1. April 1943 in die USA. Er verbrachte einen Ausbildungsmonat im Yerkes Observatorium, wo er Subrahmanyan Chandrasekhar zum ersten Mal traf.

Was folgte, war eine schnelle und brillante Karriere in der Astrophysik. Guido Münch veröffentlichte 1943 seine erste Arbeit über einen spektroskopischen Doppelstern, erhielt 1944 seinen Master-Abschluss mit dem Thema Strahlungstransport und promovierte 1946 an der Universität von Chicago unter der Leitung von Subrahmanyan Chandrasekhar über Sternatmosphären.

Guido arbeitete von 1951 bis 1977 am Caltech und war Mitarbeiter der Mount Wilson- und Palomar-Observatorien. In dieser Zeit veröffentlichte er eine Reihe einflussreicher Arbeiten zur Theorie der Sternatmosphären, zur Spektroskopie der interstellaren Materie und Nebel, sowie zur Sonnenphysik und Planetologie. Er leistete Pionierarbeit bei der Technik der Mehrspaltspektroskopie und veröffentlichte eine bahnbrechende Arbeit über die Turbulenz des Orionnebels. Guido leistete einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der Marsatmosphäre und arbeitete an der Infrarot-Radiometrie für die Programme Mariner, Viking und Pioneer 10 und 11 der NASA.

1977 verließ Guido Münch Caltech und übernahm die Position des Direktors des MPIA, wo er den Rest seiner beruflichen Laufbahn verbrachte. In dieser Zeit war er auch als Professor an der Universität Heidelberg aktiv. Seine Arbeit am MPIA konzentrierte sich auf die Instrumentierung für das neue Calar-Alto-Observatorium. Durch seine engen Verbindungen zu den USA gelang es ihm, einen CCD-Detektor für den Cassegrain-Spektrographen des CAHA-2,2-Meter-Teleskops zu erhalten. Er baute druckabgetastete Fabry-Perot-Interferometer für optische und Nahinfrarotspektroskopie mit hoher spektraler Auflösung. Aufgrund seines exzellenten wissenschaftlichen Rufs und des hochmodernen Instrumentierungsprogramms, das er für CAHA entwickelte, erlangte das MPIA auch außerhalb Deutschlands zunehmende Sichtbarkeit und Anerkennung.

Nach seiner Pensionierung 1989 zog Guido Münch in die Stadt Aguadulce in Spanien, wo er sich weiterhin mit Fragen des interstellaren Mediums beschäftigte. Zwischen 1992 und 1996 war er auch am Instituto de Astrofísica de Canarias (Universität La Laguna, Teneriffa) tätig. Nach dem frühen Tod seiner dritten Frau, Eva Maria, mit der er keine Kinder hatte, kehrte Guido in die USA zurück und ließ sich in LaJolla, Kalifornien, nieder. Guido hinterlässt vier Kinder aus seinen früheren Ehen.

Guido Münch wurde 1963 in die American Academy of Arts and Sciences, 1967 in die National Academy of Sciences und 1984 in die Third World Academy of Sciences gewählt. Er erhielt 1974 die NASA-Medaille für außerordentliche wissenschaftliche Leistungen, 1989 den Preis Principe de Asturias für wissenschaftliche Untersuchungen und 1988 den Orden Alfonso X., el Sabio mit dem Großen Kreuz des Königreichs Spanien.

(Text: Roland Gredel)

Zur Redakteursansicht