Lise-Meitner-Forschungsgruppe für Maria Bergemann

25. Juni 2019
Maria Bergemann, Wissenschaftlerin in der Abteilung Galaxien und Kosmologie von MPIA-Direktor Hans-Walter Rix, erhält die Ausstattung für eine neue Forschungsgruppe, die im Rahmen des neuen Lise-Meitner-Programms der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) gefördert wird. Die Gruppe mit dem Titel "Astrophysical spectroscopy, stellar populations, and nucleogenesis”, befasst sich somit mit präziser astrophysikalischer Spektroskopie, stellaren Populationen und der kosmischen Nukleogenese.

Fast alle schweren Elemente, die wir im heutigen Kosmos kennen, entstanden im Laufe von Jahrmilliarden durch Prozesse in Sternen unterschiedlichster Typen und reicherten sich über mehrere Sterngenerationen im Kosmos und damit auch in unserem Milchstraßensystem an. Obwohl das Grundprinzip dieses Materiekreislaufs an sich erkannt und verstanden ist, geben doch noch viele Details hinsichtlich der physikalisch-chemischen  Eigenschaften der Sterne und der kosmischen Nukleosynthese, also der Elementenentstehung, Rätsel auf.
Um hier einen wesentlichen Fortschritt zu erzielen, konzentrieren sich die Forschungsaktivitäten der Gruppe auf einen variablen Mix aus Beobachtungen und theoretischen Untersuchungen, die von der numerischen Modellierung (Computersimulationen) und Physik stellarer Atmosphären über die quantitative Spektroskopie (der Zerlegung des Lichts in seine Bestandteile) von Sternen bis hin zu Beobachtungen der chemischen Struktur der Milchstraße und sternbildender Galaxien reichen.

„Unser Hauptziel ist die Entwicklung von sogenannten Nicht-Gleichgewichts-Strahlungsmodellen, die verwendet werden, um eine genaue physikalische Charakterisierung von Sternen und stellaren Populationen zu ermöglichen“, so Maria Bergemann. „Es geht also z.B. um die Bestimmung von chemischer Zusammensetzung, atmosphärischer Struktur, der Masse oder dem Alter verschiedenster Sternfamilien“.

Die neuen Modelle sollen dabei mit den Beobachtungen der großen astronomischen Observatorien wie dem Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte ESO, dem amerikanischen Keck-Observatorium und oder auch dem kommenden Spezialteleskop für Spektroskopie, 4MOST, kombiniert werden. Im 4MOST leitet Maria Bergemann eine hochaufgelöste Durchmusterung, die Sterne in der galaktischen Scheibe und in der zentralen Verdickung unserer Milchstraße („Bulge“) untersuchen wird. Das Ziel dabei ist die Struktur und die Entwicklung der Milchstraßengalaxie und die Geschichte der kosmischen Nukleosynthese im Hinblick auf das Periodensystem der Elemente zu verstehen.

Das neue Lise-Meitner-Exzellenzprogramm der Max-Planck-Gesellschaft startete 2018 mit dem Ziel, pro Jahr jeweils bis zu zehn Forschungsgruppen einzurichten, um damit einerseits junge, aber international bereits anerkannte, hochqualifizierte Wissenschaftlerinnen für die MPG zu gewinnen und andererseits, diese langfristig gezielt zu fördern und attraktive Karrierewege für exzellente Wissenschaftlerinnen aufzuzeigen. Der dazu notwendige Auswahlprozess ist mehrstufig und bindet die an der Einrichtung einer solchen Gruppe interessierten Max-Planck-Institute mit ein. Erfolgreiche Kandidatinnen erhalten dann zunächst für eine Laufzeit von fünf Jahren eigene Ressourcen. Darüber hinaus wird angeboten, an einem sogenannten Tenure-Track-Verfahren teilzunehmen, an dessen Ende bei positiver Begutachtung durch die  zuständige Kommission eine W2-Dauerstelle mit Ressourcen für eine Arbeitsgruppe steht. Explizit weist die MPG darauf hin, dass Wissenschaftlerinnen, die im Lise-Meitner-Programm erfolgreich sind, später auch höhere Chancen haben,  als Kandidatinnen für künftige Direktorenpositionen an Max-Planck-Instituten berücksichtigt zu werden.

Die gesamte, neu formierte Gruppe von Maria Bergemann wird voraussichtlich aus drei Postdocs, drei Doktoranden und  weiteren Master- bzw. Bachelor-Studenten bestehen.

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